Brutaler Angriff auf indische Menschenrechtler bei einer Befreiungsaktion
Kailash Satyarthi erlitt ernste Verletzungen aufgrund verweigerter Hilfeleistung durch Regierungsvertreter


Der auch in der Grafschaft bekannte indische Menschenrechtler Kailash Satyarthi wurde genauso wie seine ihn begleitenden Mitstreiter im Gonda Distrikt in Uttar Pradesh (Nordindien) während einer Befreiungsaktion in dieser Woche brutal angegriffen.

Gründliche Recherchen und die Abstimmung mit der Landesregierung waren wie immer dieser Aktion vorausgegangen. 11 Elternpaare aus Nepal hatten sich bei der Menschenrechtsorganisation von Kailash gemeldet, und ihn angefleht, ihre Kinder zu befreien. Unter falschen Versprechungen war es dem Zirkusunternehmen „Great Roman Circus“ gelungen, Kinder aus Nepal als (illegale) Arbeitskräfte anzuheuern. Doch die Kinder wurden im Zirkus grausam behandelt und ausgebeutet und sollten jetzt befreit werden. Gleichzeitig wollte man die Verhältnisse vor Ort überprüfen, da es Gerüchte über viele weitere Kinderarbeiter in diesem Zirkus gab.

Das Befreiungsteam von Kailash wurde von Regierungsbeamten des Staates begleitet, um die Sicherheit bei der Razzia zu gewährleisten. Doch als die Kinder gefunden sind, und die Zirkusleute Widerstand leisten, wechseln die Regierungsbeamten urplötzlich die Seiten. Der Zirkusbesitzer zieht eine Pistole und bedroht das Team, während gleichzeitig seine Angestellten mit Messern und Eisenstangen bewaffnet auf das Team losgehen.

Alle Aktivisten und Kailash werden attakiert und verletzt. Im Getümmel können sich die Menschenrechtler retten, doch die Kinder müssen sie zurücklassen. Kailash erleidet ernste Kopfverletzungen und blutet stark. Er ist am ganzen Körper verletzt und es besteht Verdacht auf Knochenbrüche. Im Bezirkskrankenhaus von Lucknow wurden später schwere Verletzungen an Kopf, Rücken und Beinen festgestellt, befürchtete Knochenbrüche konnten jedoch ausgeschlossen werden.

Nach dem Vorfall führt die Bezirkspolizei eine weitere Razzia im Zirkus durch. Der Zirkusdirektor wird festgenommen, man findet 14 minderjährige Kinder und nimmt sie in Polizeigewahrsam. Unfassbar für alle Beteiligten werden diese Kinder jedoch kurze Zeit später wieder in den Zirkus gebracht. Ein Mädchen blieb jedoch in Freiheit und berichtet, dass sie im Zirkus sexuell missbraucht worden sei. Daraufhin bleibt der Zirkusdirektor in Haft.

„Wir sind absolut geschockt von der Art und Weise, wie offizielle Regierungsstellen offensichtlich gegen die eigene Bevölkerung agieren. Für Geld scheint man in Uttar Pradesh sogar die Regierung kaufen zu können“, äußert sich Bernd Kolhof vom Verein „Zukunft entwickeln“ empört. Kailash Satyarthi ist ein seriöser Projektpartner des Vereines und natürlich sind alle in Sorge.

Kailash Satyarthi hat am Freitag morgen trotz seiner Verletzungen einen unbefristeten Hungerstreik begonnen, um den Forderungen seiner Menschenrechtsgruppe Nachdruck zu verleihen. Alle Kinder sollen aus dem Zirkus befreit und den Eltern zurückgegeben werden. Alle involvierten Regierungsstellen, Polizei und Justiz sollen - ohne Ansehen der Person - sich für Verfehlungen verantworten müssen und vor Gericht gestellt werden. Da der Zirkusbesitzer mehrfach öffentlich angedroht hat, Kailash Satyarthi zu töten, soll Kailash bis auf weiteres Polizeischutz erhalten.

Um weiteren Druck auf die vorgesetzte Regierung auszuüben hat sich bereits die deutsche Botschaft in Delhi bereiterklärt, sich auf diplomatischem Weg für den Preisträger des „Aachener Friedenspreises 1994“ und des „Menschenrechtspreises der Friedrich Ebert Stiftung 1999“ einzusetzen.



Hilferuf des Global March Büros in Delhi

Liebe Freunde,

einige Stunden nach dem Vorfall hat die Bezirkspolizei eine Razzia im Zirkus durchgeführt. Sie identifizierten 14 minderjährige Kinderarbeiter, alle aus Nepal, und nahmen sie in Polizeigewahrsam. Jedoch wurden die Kinder aus unbestimmter Ursache in den Zirkus zurückgebracht. Ein Mädchen wurde heute freigelassen. Sie hat berichtet, dass sie im Zirkus sexuell missbraucht worden ist. Nach starken Protesten von Kailash Satyarthis Befreiungsteam wurde der Zirkusdirektor festgenommen.

Wir sind sehr in Sorge um den Zustand der Kinder, die noch im Zirkus in Sklaverei gefangen gehalten werden. Heute hat sich Bachpan Bachao Andolan (BBA) an den indischen Präsidenten gewandt, um eine sofortige Befreiung der Kinder einzuleiten. Prominente aus allen Teilen der Gesellschaft haben sich BBA angeschlossen und sich an den indischen Präsidenten gewandt.

Kailash Satyarthi hat gelobt, ab Freitag morgen in einen unbegrenzten Hungerstreik zu treten, wenn nichts unternommen wird. Er fordert sofortige strafrechtliche Aktion gegen den Zirkusbesitzer und die Regierungsmitarbeiter. Außerdem fordert er eine Untersuchung, unter welchen Verhältnissen Kinder in Zirkussen in Indien - besonders in Uttar Pradesh - arbeiten.

Ich füge das Schreiben des Herrn Kailash Satyarthi an den Premierminister von Uttar Pradesh bei. Ich appelliere dringend an jeden einzelnen, die Regierung Indiens und die Landesregierung von Utta Pradesh unter Druck zu setzen, die sofortige Freilassung der Kinder sicherzustellen, strafrechtliche Schritte gegen die Schuldigen einzuleiten und das Leben von Kailash Satyarthi zu schützen. Ich habe auch einige Fotos der Befreiungsaktion beigefügt.

Ich danke Euch.

Viele Grüße

Alok Vajpeyi
(Projektleiter)