RUNDBRIEF 2006



Liebe Förderer und Freunde unseres Vereins!

Wir möchten uns ganz herzlich für Ihre großartige Hilfe bedanken, die uns auf so vielfältige Weise in diesem Jahr wieder erreicht hat. Es ist sehr ermutigend zu sehen, wie viele Menschen sich für unsere Kinder in Nepal und Indien mit viel Freude engagieren. Vielen Dank an jeden Einzelnen. Ohne Sie wäre unsere Arbeit nicht möglich!

Wir wünschen Ihnen und Ihren Familien ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr 2007!

Ihr Verein Zukunft entwickeln e.V.
B. Kolhof (Vorstand)




Zunächst einmal haben wir eine wunderbare Nachricht für Sie:
Es herrscht Frieden in Nepal


Am 22.11.2006 war in den GN eine aus einem Satz bestehende kleine Nachricht zu lesen: „Mit einem Friedensabkommen ist in Nepal der mehr als zehnjährige maoistische Aufstand offiziell beendet worden.“ Die Regierung und die Rebellen in Nepal haben ein historisches Friedensabkommen unterzeichnet. Es soll den Schlusspunkt unter ein Jahrzehnt blutiger Kämpfe setzen, in denen mehr als 12.500 Menschen getötet wurden.


Abb. 1: Endlich Frieden in Nepal


A. INFORMATIONEN ZU UNSEREN PROJEKTEN

1. Unser Schulprojekt in Nepal

1.1. Aktuelle Informationen aus Nepal
(Besuch durch unsere Projektpartnerin, Frau Shah, im Oktober 2006)


Im Sarlahi-Distrikt haben wir in 4 Dörfern Schulen gegründet. Insgesamt werden zz 1.021 Schüler unterrichtet. Es handelt sich um „Unberührbare“, sie gehören zu den Ärmsten Nepals.

Der Unterricht ist kostenfrei. Die Lehrer und das Unterrichtsmaterial werden durch unseren Verein zur Verfügung gestellt.


Abb. 2: Unsere Schule in Shreepur - Klasse 1


Abb. 3: Unsere Schule in Dhangada - Klasse 3


Abb. 4: Unsere Schule in Parariya - Klasse 4


Abb. 5: Unsere Schule in Shreepur - Teil aus Klasse 7


Durch Befragung der Kinder stellte Frau Sulo Shah große Fortschritte fest. Besonders hervorzuheben ist, dass die Schulkinder jetzt untereinander und während des Unterrichts die nepalesische Sprache verwenden. Vor ihrer Einschulung sprachen sie einen Dialekt. Dieser autet sie sofort als Unberührbare und verwehrt ihnen die Aufnahme zu den weiterführenden Schulen sowie eine gute Berufsausbildung.


Abb. 6: Befragung der Schulkinder


Abb. 7: Öffentlicher Vortrag der Schulkinder


Das Erscheinungsbild der Schulkinder hebt sich sehr positiv von denen der anderen Dorfkinder ab, sie machen einen wesentlich gepflegteren und kontaktfreudigeren Eindruck.


Abb. 8: ... diese Kinder gehen nicht zur Schule


Der Zulauf zu unseren Schulen (auch aus den Nachbardörfern) hält ununterbrochen an. Bei einem öffentlichen Treffen mit Schülern und deren Eltern hob Frau Shah die wichtige Bedeutung der Familienplanung hervor. Die Aufnahmekapazität für unsere Schulen ist begrenzt. Doch die Schülerzahl steigt von Jahr zu Jahr. Für uns ist es sehr wichtig, eine kontinuierliche Ausbildung über Jahre hinweg sicherzustellen. Beispielhaft zeigen wir 2 Schüler, die seit dem Start des Projektes dabei sind.


Abb. 9: Amrita Daswan im Jahr 2000 (Einschulung)


Abb. 10: Amrita Daswan im Jahr 2003


Abb. 11: Amrita Daswan im Jahr 2006


Abb. 12: Amrita Daswan mit Eltern vor ihrem Haus 2006


Abb. 13: Rikikesh Das im Jahr 2000 (Einschulung)


Abb. 14: Rikikesh Das im Jahr 2006


Abb. 15: Rikikesh Das mit Eltern vor seinem Haus 2006


Beim Rundgang durch die Schulen fiel unseren Kontrolleuren etwas auf:
Auf den Vorplätzen halten sich seit kurzem regelmäßig Kinder auf, die nicht aufgenommen werden konnten. Sie haben sich alte Zementsäcke als Mattenersatz sowie etwas zu Schreiben besorgt und kommen seit Tagen immer wieder: „Wir gehen hier nicht weg! Wir haben ein Recht auf Bildung!“, sagen sie. Die Lehrer verlassen während der Unterrichtsstunden für einige Minuten ihre Klassen, um sich auch kurz ihnen widmen zu können.


Abb. 16: Dieses Kind gehört z.Z. noch zu den Kindern in der "Warteschleife"


Außerdem gibt es eine weitere Überraschung:
Das Kindermissionswerk Aachen hat unserem Schulprojekt aus seiner Sternsingeraktion einen Betrag in Höhe von 45.000 Euro zur Verfügung gestellt. Wir sind jetzt in der Lage, ein beständiges und festes Schulgebäude in Dhangadar zu bauen. (Unsere bisherigen Schulgebäude sind sehr einfach und müssen nach der Monsunzeit immer wieder ausgebessert werden.)


Abb. 17: Hier entsteht das neue Schulgebäude (Sternsingeraktion)


Und noch eine positive Nachricht:
Unser Sarlahi-Schulprojekt gilt als sehr erfolgreich und als Vorzeigeprojekt in der Region. Aus diesem Grunde wurden in diesem Jahr z. B. Regierungsgelder zur Entwickelung „unserer“ Sarlahi-Dörfer zur Verfügung gestellt. Lt. Prinz Rishi Shah (Ehemann unserer Projektleiterin) sollen die öffentlichen Gelder / Zuschüsse dort eingesetzt werden, wo schon eine realistische Grundlage vorhanden ist, also bereits Grundbildung zur Verfügung steht. Das Gebiet ist aufgrund unserer Schulen auch für weitere Maßnahmen im Gespräch. Es werden z. B. von der Weltbank Gelder für Berufsausbildungskampagnen zur Verfügung gestellt. Herr Rishi Shah arbeitet auf verschiedenen Ebenen mit Politikern und der Wirtschaft zusammen. Außerdem plant er, die Schulen durch Computer zu vernetzen. Er denkt auch über die Nutzungsmöglichkeiten von Sonnenenergie nach.


1.2. Besuch unserer nepalesischen Projektpartnerin in Bad Bentheim / Schüttorf im November 2006

Zunächst besuchten Frau Sulo Shah und ihr Ehemann Rishi die kath. Grundschule in der Süsterstraße in Schüttorf. Jede Klasse finanziert seit Jahren ein Schulkind. Zur Erinnerung an ihren Besuch übergaben die Schüler Frau Shah ein großes Plakat „Wege gehen, Brücken bauen“. Jedes einzelne Schulkind dokumentierte seine Solidarität mit den nepalesischen Schülern durch seine Unterschrift.


Abb. 18: Besuch Sulo Shah in der kath. Grundschule Schüttorf


Abb. 19: Besuch Sulo Shah in der kath. Grundschule Schüttorf


Abb. 20: Besuch Sulo Shah in der kath. Grundschule Schüttorf


Im Burg-Gymnasium Bad Bentheim wurden unsere Gäste von vielen Schülern und der Big Band empfangen. Das Schulsprecher-Team übergab ihnen einen Scheck in Höhe von 4.000 Euro aus einem Sponsorenlauf. Die Schüler der Klasse 12 hatten Gelegenheit, in kleinen Gesprächsrunden mit dem Ehepaar Shah Erfahrungen auszutauschen. Das Gymnasium unterstützt unser Schulprojekt schon seit längerer Zeit durch diverse Aktionen.


Abb. 21: Besuch Sulo Shah im Burg-Gymnasium Bad Bentheim


Abb. 22: Besuch Sulo Shah im Burg-Gymnasium Bad Bentheim


Abb. 23: Besuch Sulo Shah im Burg-Gymnasium Bad Bentheim


Abb. 24: Besuch Sulo Shah im Burg-Gymnasium Bad Bentheim


Abb. 25: GN-Bericht vom 07.11.2006


Abends fand eine öffentliche Veranstaltung im ev. - ref. Gemeindehaus Bad Bentheim statt, in der die Spender und interessierten Personen Gelegenheit hatten, neueste Informationen über das Schulprojekt zu erhalten.

Frau Sulo Shah und Ihr Ehemann Rishi sowie unser Verein möchten uns ganz herzlich für die liebevolle Aufnahme und vielfältige Hilfe bedanken. Die beiden lassen allen viele Grüße ausrichten. Sie haben sich hier in Bad Bentheim und in Schüttorf sehr wohl gefühlt und sich ganz besonders über das große Interesse der vielen Schulkinder gefreut.


2. Unser Dorf in Indien

Heute gehört unser Dorf „Kuhara“ zu den „Child Friendly Villages“. 3 Jahre haben Sozialarbeiter in diesem Dorf gearbeitet und das Bewusstsein für die Abschaffung von Kinderarbeit und für die Bedeutung von Bildung geschaffen. Sie haben z. B. veranlasst, dass die Dorfschule wieder aufgebaut wurde, Kinder aus der Kinderarbeit entlassen und dafür arbeitslose Eltern eingesetzt wurden, ein Kinderparlament gewählt und eine Frauengruppe gebildet wurde. Heute ist Kuhara kinderarbeitsfrei. Wir erwarten kurzfristig einen Vorschlag für ein neues Dorf.


Abb. 26: gewähltes Kinderparlament im Dorf Kuhara (Indien)


Abb. 27: Bei der Wahl des Kinderparlamentes im Dorf Kuhara (Indien)


Kinder/Jugendliche aus diesen „kinderfreundlichen“ Dörfern treffen sich regelmäßig, um Erfahrungen auszutauschen und neue Aktionen für die Einhaltung der Rechte der Kinder zu starten. Sie geben ihre Erfahrungen auch an „neue“ Dörfer weiter. Die Kinder in diesen Dörfern sind arm – doch sie können sehr viel bewegen! Ein Beispiel dafür ist Om Prakash, geboren in der Nähe von Kuhara:

International Children´s Peace Prize an den 14 - jährigen Om Prakash Gurjar

Om Prakash erhielt die mit 100.000 Dollar dotierte Auszeichnung mit der „Nkosi“- Statuette. (Der Preis wurde erstmals 2005 an Nkosi Johnson verliehen, der sich stark um aidsinfizierte Kinder kümmerte und selbst im Alter von 12 Jahren an AIDS starb.) - Om Prakash erhielt den Preis für seinen Einsatz gegen Kinderarbeit und –versklavung im November 2006 in Den Haag. Om wurde im Alter von 5 Jahren von zu Hause verschleppt und verrichtete 3 Jahre Sklavenarbeit. Er wurde von Kailashs Organisation BBA befreit und lebt seitdem im Rehabilitationszentrum Bal Ashram. Er kämpft z. B. gegen ungesetzliche Abgaben, die von vielen armen Familien gefordert werden, damit ihre Kinder in die Schulen aufgenommen werden. Er setzt sich stark im „Child Friendly Village - Projekt“ ein und verhalf außerdem mehr als 500 Kindern zu Geburtsurkunden, die die Kinder vor Ausbeutung schützen und ihnen das Recht auf Gesundheitsversorgung und Ausbildung geben. Ein Glückwunschschreiben unseres Vereins wurde auf der Feier in Rajastan verlesen.



Abb. 28: Friedenspreis an Om Prakash Gurjar (Indien)


B. WEITERE INFORMATIONEN ZUM THEMA ILLEGALE KINDERARBEIT

1. Kinderarbeit geht weltweit zurück

Es ist erstmalig ein Rückgang der Kinderarbeit zu verzeichnen. Gemäß ILO sank sie von 2000 auf 2004 um 11 % auf 218 Mio., bei besonders gefährlichen Tätigkeiten um 26 %. Als wichtigste Voraussetzungen zur Eliminierung werden Armutsbekämpfung und Bildungsangebote genannt.


Abb. 29: GN-Bericht vom 05.05.2006


2. Indien: Verbot von Kinderarbeit in Haushalten ab Oktober 2006

Das indische Arbeitsministerium hat ein Arbeitsverbot für Kinder unter 14 Jahren als Angestellte im Haushalt, in Hotels oder Restaurants erteilt. Halten sich Arbeitgeber nicht an diese Regelung, sind Gefängnisstrafen bis zu 2 Jahre oder Geldstrafen bis 20.000 Rupien (320 Euro) möglich. Versteckte Ausbeutung und Misshandlungen sollen dadurch vermieden werden. Alle Kinder sollen der Grundschulpflicht nachkommen können und im Gegenzug viele arbeitslose Frauen die Arbeit der Kinder unter fairen Arbeitsbedingungen übernehmen. Nichtregierungsorganisationen haben jetzt endlich eine rechtliche Grundlage, gegen Missstände aktiv zu werden.



Abb. 30: GN-Bericht vom 03.08.2006


Abb. 31: GN-Bericht vom 08.08.2006


3. Unser Projektpartner Kailash Satyarthi war für Friedensnobelpreis nominiert

Kailash hat den Preis nicht erhalten. Wir begrüßen die Entscheidung des Nobel-Preis-Kommitees für Muhammad Yunus und die von ihm gegründete Grameen Bank. Es handelt sich um eine Organisation, die sich ebenfalls um die Bedürftigen in der 3. Welt kümmert und die großartige Arbeit leistet.


4. 10 Jahre Rugmark

Rugmark ist eine unabhängige internationale Initiative, die ihr Siegel an Teppiche vergibt, die ohne illegale Kinderarbeit geknüpft wurden. Rugmark führt Kontrollen der Knüpfstühle und Sozialprogramme für (ehemalige) Kinderarbeiter und deren Familien durch. Die Initiative wurde 1995–1998 in Indien, Pakistan und Nepal gegründet. Rugmark - Händler bei uns in Deutschland sind z. B. Heine, Klingel, Kibek, Otto-Versand. Seit 1999 befindet sich Rugmark Deutschland unter dem Dach von TRANSFAIR e.V.
In den letzten 10 Jahren wurden allein in Deutschland 3,5 Millionen Rugmark-Teppiche verkauft. Unsere Projektpartnerin in Nepal, Frau Sulo Shah, betreibt selbst eine Teppichfabrik für Rugmark-Teppiche und war Gründungsmitglied und erste Vorsitzende von Rugmark Nepal. Sie bestätigte uns, dass das Projekt „Rugmark“ in Nepal gut funktioniert.

Weitere Informationen finden Sie im Internet: www.rugmark.de


5. Xertifix – Grabsteine ohne ausbeuterische Kinder- und Sklavenarbeit

Granit-Grabsteine aus Indien sind teilweise mit Kinderarbeit hergestellt. Kinder arbeiten den ganzen Tag in Steinbrüchen, ohne Schutzkleidung bei einem Tagesverdienst – wenn dieser überhaupt ausgezahlt wird - von ca. 1,20 Euro. Schwere Verletzungen oder Verstümmelungen sind keine Seltenheit. Für Schulbesuch bleibt keine Zeit.
„Zertifix“ beinhaltet Kontrolle und Sozialarbeit. Es handelt sich um ein Bündnis von Importeuren, Steinmetzen und renommierten Hilfswerken, dass dafür sorgt, dass die Steinbrüche unangemeldet kontrolliert und Kinder aus den Steinbrüchen herausgeholt werden. Gemeinsam mit Hilfswerken werden Rehabilitationszentren und Schulen eröffnet.
Durch den Kauf von Xertifix-Granitsteinen hat der Käufer die Gewissheit, dass vom Steinbruch über die Weiterverarbeitung bis hin zum Transport keine Kinderarbeit eingesetzt wurde.

Weitere Informationen finden Sie im Internet: www.xertifix.de